„Konfliktfreie“ Knotenpunkte

Wir stellen Ihnen „Konfliktfreie“ Knotenpunkte nach Vorbild niederländischer Schutzkreuzungen vor

Ein Beitrag über die Mobilität von Morgen von Florian Scherenberger.
4 Minuten sinnvoll investierte Lesezeit.

Überblick

Das Vorbild aus den Niederlanden

Das in den Niederlanden bereits weitverbreitete Kreuzungsdesign konfliktfreier Knotenpunkte erfreut sich auch über die Grenzen unseres Nachbarlandes hinaus nach und nach zunehmender Beliebtheit. In Verbindung mit einer konfliktfreien Signalisierung an Lichtsignalanlagen (LSA) lassen sich insbesondere (Abbiege-)Unfälle mit Beteiligung von Zufußgehenden und Radfahrenden deutlich minimieren.

Schemazeichnung eines "Konfliktfreien" Knotenpunktes
Schemazeichnung eines „Konfliktfreien“ Knotenpunktes

Grundlagen der konfliktfreien Knotenpunkt- und LSA-Gestaltung

Die grundsätzliche Idee der Gestaltung konfliktfreier Knotenpunkte liegt in der Entflechtung der unterschiedlichen Verkehrsarten. Der nichtmotorisierte (Fuß- und Rad-)Verkehr sowie der motorisierte (Individual-)Verkehr und, falls notwendig, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) erhalten eigene Fahrwege und damit einen jeweils eigenen geschützten Raum. Fahrstreifen werden in der Regel auf das notwendige Minimum reduziert. Alle Haltlinien und Furten für den nichtmotorisierten Verkehr sollen so weit wie möglich an den Knotenpunkt herangezogen sein, um damit die Räumwege und somit auch die Zwischenzeiten zu minimieren.

Insbesondere der motorisierte und der nichtmotorisierte Verkehr sind dabei stets baulich und in entsprechendem Abstand voneinander zu trennen und an Lichtsignalanlagen getrennt und konfliktfrei zu signalisieren. Der Fuß- und der Radverkehr wird niveaugleich abgewickelt, wobei dem Fußverkehr stets Vorrang gegenüber dem Radverkehr eingeräumt werden sollte. Dies lässt sich mitunter durch Fußgängerüberwege („Zebrastreifen“) über den anliegenden Radweg realisieren. Die Führung des Radverkehrs sieht in allen Zufahrten ein indirektes Linksabbiegen vor. Dazu sind entsprechende und ausreichend große Aufstellflächen vorzusehen um den frei rechts-abbiegenden sowie den wartenden Radverkehr nicht zu behindern.

Fußgängerüberweg

Anforderungen des Designs an die Signalisierungsgestaltung

Generell sind bei der Signalisierungsgestaltung von Lichtsignalanlagen an konfliktfreien Knoten sämtliche sogenannte bedingte Verträglichkeiten zu vermeiden und damit für alle Relationen und Verkehrsarten konfliktfreie Steuerungsphasen vorzusehen. Dies führt insbesondere dazu, dass Abbiegekonflikte zwischen dem motorisierten und nichtmotorisierten Verkehr entschärft werden können. Was durch die kurzen Räumwege des Fußgänger- und Radverkehrs i.d.R. auch bei kurzen Umlaufzeiten möglich ist.

Eine besondere Herausforderung ergibt sich hierbei aus der Verteilung der Freigabezeiten für die einzelnen Verkehrsströme. Neben der Gewährleistung der Leistungsfähigkeit aller Ströme ist es von elementarer Bedeutung sicherzustellen, dass die Aufstellbereiche der wartenden Radfahrenden nicht überstaut werden, um das freie Rechts-abbiegenden der Radfahrenden dauerhaft zu gewährleisten. Ebenso darf es zu keiner Zeit zu Rückstauerscheinungen in die Wartebereiche der Zufußgehenden kommen um Beeinträchtigungen querender und insbesondere mobilitätseingeschränkter und / oder blinder Personen zu vermeiden.

Anwendung im Berliner Stadtgebiet

Wie bereits erläutert, erfreut sich dieses Design auch außerhalb der Niederlande zunehmender Beliebtheit. So ist es verständlich, dass auch in Deutschland, und insbesondere in Berlin, die Nachfrage an Untersuchungen und Planungen zu diesem Thema stetig zunimmt. Allein in Berlin sollen in den kommenden Jahren drei LSA-Knotenpunkte entsprechend diesem Vorbild und im Rahmen von Pilotprojekten umgebaut werden. Dabei handelt es sich um den Platz der Vereinten Nationen, den Knotenpunkt Axel-Springer-Straße – Lindenstraße / Oranienstraße – Rudi-Dutschke-Straße sowie um den Platz der Luftbrücke in den Bezirken Friedrichhain-Kreuzberg bzw. Tempelhof-Schöneberg.

Insbesondere in dichtbebauten Gebieten und Innenstadtbereichen werden bei der Knotenpunktumgestaltung zusätzliche Parameter relevant. So können beispielsweise im bestehenden Straßennetz bei entsprechender Randbebauung nicht immer möglich alle Norm- bzw. Regelbreiten für die Fahrwege aller Verkehrsträger eingehalten werden. Darüber hinaus sind insbesondere in Berlin für gewöhnlich weitere verkehrstechnische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Seien es vorgegebene (meist recht kurze) Umlaufzeiten und/oder Koordinierungsbedingungen, welche in der Signalisierungsstruktur entsprechende Beachtung finden müssen.

Fahrrad-LSA

Fazit

So minimieren Sie (Abbiege-)Unfälle mit Beteiligung von Zufußgehenden und Radfahrenden

Zusammenfassend findet das in den Niederlanden seit den 1970er Jahren angewandte Knotenpunktdesign also nun nach und nach auch Berücksichtigung in den hiesigen Planungen. An diesem, auch für Berlin, innovativen und zukunftsorientierten Baustein zur Verkehrswende auf Grundlage des aktuellen Berliner Mobilitätsgesetzes ist auch stadtraum von Beginn an planerisch und beratend an der Schnittstelle zwischen Bezirken und der Senatsverwaltung beteiligt. Lesen Sie auch zukünftig diesen Newsletter, um über alle weiteren Fortschritte informiert zu sein.

Unser Team aus hochqualifizierten Stadt- und Verkehrsplanenden unterstützt Sie gerne bei der Planung Schutzkreuzungen, im Sinne des Niederländischen Beispiels, in Ihrer Kommune. Melden Sie sich bei stadtplanung@stadtraum.com oder rufen Sie uns gerne unter 030 556 75 111 an.